Dienstag, 27. Oktober 2009

Einmal hessisch Leipzig und zurück


Das war er also, der Frankfurt- Marathon, aber der Reihe nach. Am Samstag sollte es zum Saisonhöhepunkt in die Mainmetropole gehen, wo ich zusammen mit ca. 50 weiteren Leipzigern unter dem Vereinsnamen "Team Leipzig Marathon" an den Start gehen wollte. Der Bus startete am Zentralstadion und so wurde für mich als Autofahrer die Anreise dorthin mit öffentlichen Verkehrsmitteln (mit umsteigen) schon fast zum ersten Highlight. Als ich dort die ersten Gleichgesinnten traf, schien sich mein Verdauungsapparat auch wieder zu beruhigen, denn mir ging es schon seit zwei Tagen immer wieder im Magen rum - Aufregung sicherlich.
Nach einer netten Busfahrt (Mann ist so 'ne Karre langsam) trafen wir am Nachmittag auf der Marathon- Mall ein, wo es die Startunterlagen, die übliche Nudelration und viele sinnige und unsinnige Sachen (zu kaufen) gab. Am Abend gab's dann noch einchecken im recht schicken Hotel, ein kleines Läufchen am Main, beim Italiener (schon wieder) Nudeln und einen kleinen Stadtrundgang, bei dem sich Ronald, mit dem ich auch das Zimmer teilte, als Stadtführer versuchte. Überhaupt bekam mir diese Zimmereinteilung ganz gut, denn immerhin war das meine erste FFM - Teilnahme und so konnte ich ein wenig von seinen Erfahrungen profitieren und am Sonntag zumindest logistisch gut vorbereitet sein. Die Zeitumstellung brachte uns einen zu frühen und einen richtigen Weckalarm, zu spät zum Frühstück kommen ging eigentlich sowieso nicht. Dort zwei Brötchen eingeworfen, am Kaffeeautomaten angestanden und schon stand die ganze Truppe in ihren blauen Jacken wieder vorm Hotel, um zum Bus zu gehen. Die Stadt war weitestgehend abgesperrt und unser (VIP) Bus bahnte sich nur mit Mühe den Weg auf die Messe. An dieser Stelle gleich mal großen Dank an die Organisation, ich fühlte mich das ganze Wochenende wie ein Promi, bis zum Start gefahren, eigene Gepäckaufbewahrung und selbst die Toiletten, die wir benutzten, waren fast nur für uns.
Dann 10.02 Uhr Start. Zwei Minuten später deshalb, weil die Sonne eben noch diese zwei Minuten brauchte, um sich von ihrer Wolkenhülle zu befreien. Einige bemühten diese später zur Ausrede für zu hohe Temperaturen, ich fands optimal, zumal die Straßen dadurch schnell von rutschig auf Grip wechselten.


Starten sollte ich aus dem ersten Block, da mich irgendein Wahnsinniger für eine 2:59h Zielzeit gemeldet hatte. Ich tat das dann auch, indem ich mich mit Thomas in der Nähe des 3:14h- Ballons aufstellte, aber immer am Rand blieb, um nicht überrollt zu werden. Ich wollte dieses Mal unter 3:30h bleiben, was bei meinem Debüt im April doch ganz schön in die Hose gegangen war. Motiviert von den gleichen Leuten (die ich hier mal lieber nicht nenne) wie im Frühjahr, sollte ich aber 4:45/km angehen, was mich zwar zweifeln ließ, sich dann aber fast von selbst so einstellte. An der Strecke war Bombenstimmung, die Bands machten coole Mucke und die Zuschauer feuerten an, was das Zeug hielt. Es rollte richtig gut und mit der HM-Zeit von 1:41:14h hätte ich noch vor einem Jahr meine PB um vier Minuten verbessert. Die großen Verpflegungsstellen nutzte ich um wirklich genügend zu trinken und ließ dort sicher auch immer wieder ein paar Sekunden liegen, um sie auf den nächsten 5km wieder reinzuholen. Aber Gel braucht viel Wasser, um sich aufzulösen, mein Magen nörgelte danach sowieso immer für einen Kilometer. Matthi hat mir mal erzählt, er hätte ab km 30 den Lauf genossen, viele Leute eingesammelt und Spaß gehabt. So fühlte ich mich auch, nachdem ich neuralgische Punkte wie km 24 - erster Einbruch in LE, km 26,5 - so weit ist man nie wieder vom Ziel weg und km 30 - wo ist denn heute der Hammermann? passiert hatte.
Etliche Leute platzen weg, humpelten mit Krämpfen, stiegen aus, lagen am Straßenrand oder wurden einfach extrem langsam. Bei mir schien dieses Mal alles zu passen, ich fühlte mich super, bei km 35 war ich fast fünf Minuten unter der Vorgabe. An der nächsten Getränkestation ca. zwei Kilometer weiter wollte ich meine Oberschenkel etwas lockern, was zum Krampf im rechten Oberschenkelmuskel führte. Sofort schoss mir die Frage durch den Kopf, was ich da eigentlich tue, aber es war zu spät. Also langsam machen, bisschen humpeln, gut zureden, weiter ging’s. Na das ging ja noch mal gut. Einen Kilometer weiter meldete sich dann der linke, es fühlte sich wie Rennende an. Das konnte und durfte nicht sein, wo alles so super gelaufen war, also gleiche Prozedur, wie schon vorher bei der anderen Seite. Aber dieses Mal ging es nicht so einfach, ich sah mein Ziel in weiter Ferne verschwinden. Zum Glück funktionierte der Kopf super und so bekam ich den Bewegungsapparat wieder in Gang, das Schild mit der "40" war erreicht, obwohl die Kilometerzeiten jetzt im Keller waren, vorsichtig weiterschleichen - egal, es würde reichen.
Wer den letzten Kilometer in Frankfurt schon einmal gelaufen ist und die Stimmung, vor allem auch in der Festhalle, erlebt hat, weiß, dass die letzten Minuten wie im Rausch ablaufen. Hinter der Ziellinie konnte ich mir einen Brüller (Videobeweis) nicht verkneifen, es war geschafft.
3:28:00h


Werbeumhang (oder Wärmeumhang?) und Medaille in Empfang genommen und ab ins Freie. Dort traf ich Thomas wieder und wir lümmelten erst mal an einem Müllcontainer und füllten den Flüssigkeitsbehälter (mit Bier) wieder auf. Nach dem Duschen wie im Feldlager und trocknen Sachen war eigentlich alles schon wieder im grünen Bereich. Der Bus fuhr aber erst viel später, da schließlich alle wieder mit nach Hause sollten. So war viel Zeit, um über das Rennen zu schwatzen. Dabei wurde mir auch meine Krampffrage beantwortet – „Da hilft nur mehr Training“ – na toll.
Ein nochmaliger Besuch im Zielbereich zeigte, dass wir doch recht zeitig gefinisht hatten, denn mittlerweile herrschte dort Ausnahmezustand, die Leute an den Verpflegungsständen gaben alles, konnten die Läufermassen aber nur schwer bewältigen. Dieses Event hat schon etwas andere Dimensionen als unseres in Leipzig.
Die Rückfahrt endete gegen 22.00Uhr wieder, wo sie am Vortag begonnen hatte, alle sind wohlbehalten, wenn auch leicht geschwächt wieder zu Hause angekommen.
Nach einem kleinen Läufchen gestern in Langsamlauf-PB geht’s heute schon wieder recht gut, jetzt wird erst mal regeneriert. Ich bin total zufrieden, fürchte aber für das nächste Jahr, dass da noch was geht.

8 Kommentare:

Sachsenwilli hat gesagt…

Dass da noch was geht, das "befürchte" ich auch. Alles richtig gemacht und die Krämpfe können verschiedene Ursachen haben. Hast Du schon mal Magnesium versucht?
Und natürlich noch Herzlichen Glückwunsch!!

herchi hat gesagt…

Hey... da habe ich ja noch mal Schwein gehabt - mit meiner knappen Minute "Vorsprung" ;-)! Nein im Ernst - auch von mir herzliche Gratulation!!! Mir ging es in Frankfurt vor zwei Jahren ähnlich. Ich bin viel zu schnell angelaufen und habe auf den letzten Kilometern noch "viel" verloren und auch trotzdem immer noch Bestzeit...

Anonym hat gesagt…

Gratulation von der Laufszene MV. Jetzt haste aber erst mal was vorgelegt.

Anonym hat gesagt…

Glückwunsch!
Da geht für Leipzig 2010 ja noch was!

Gruß Jan

matthi hat gesagt…

Nochmal herzlichen Glückwunsch, ud das nächste mal eine Salztablette eingeworfen, dann klappts auch mit den Oberschenkeln.

Liebe Grüße von einem der auch zu wenig gesalzen war.

-dna- hat gesagt…

Salz hin, Magnesium her, vielleicht waren die Splits unterwegs auch manchmal zu holprig. Als ich die Kilometer 39/40 bei Garmin sah, konnte ich schon mitfühlen, was die Muskulatur gemacht hat ;-)
SAUBERE LEISTUNG!!! Glückwunsch & Respekt. Jetzt erstmal regenerieren und dann 3:25 für LE 2010!?

ronaldontour hat gesagt…

Bei Krämpfen helfen weder Magnesium noch Salz alleine, nur mit ausreichendem Training wird ein Schuh daraus. Und dann muß man auch noch das richtige Tempo (nicht zu schnell und nicht zu langsam) finden. Aber im Gegensatz zum Debüt in Leipzig ist es doch schon besser gelaufen. Und nächstes Jahr wird es dann noch besser. ;-)

Stemi hat gesagt…

Erst mal vielen Dank an alle für die Wortmeldungen und die Glückwünsche.

@sachsenwilli - Magnesium war es sicher nicht

@herchi - bis zu deiner PB ist's für mich noch ein (zu?) langer Weg; dafür habe ich meinen Wasserhaushalt besser im Griff

@kl - jetzt bist du erst mal dran, 13sec waren mir zu wenig

@jan - wie gesagt, so wie es bis km 38 lief, "fürchte" ich das eben auch, deswegen dreht sich ja diese Spirale immer weiter

@matthi - den Salztest mache ich aber lieber mal vorher

@dna - am holprigsten ist in FFM der GPS-Empfang

@rs - du bist (ich denke zum Glück) auch eine der mich antreibenden Kräfte